Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) - Libellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

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Gemeine Keiljungfer
(Gomphus vulgatissimus)
Gomphus vulgatissimus
Junges Weibchen der Gemeinen Keiljungfer kurz nach ihrem Jungfernflug
de: Gemeine Keiljungfer / en: Common Clubtail / nl: Beekrombout / pl: gadziogłówka pospolita / se: Sandflodtrollslända
Wissenschaftlicher Name: Gomphus vulgatissimus

Unterordnung: Großlibellen / Familie: Flussjungfern (Gomphidae) / Gattung: Keiljungfern (Gomphus)

gesamte Körperlänge: 45-50 mm / Spannweite der Flügel: 58-68 mm

Ab Ende April, meistens aber erst ab Anfang / Mitte Mai bis Mitte August. Ab 9.00 Uhr fliegen die ersten Männchen am Gewässer.

Mitte Mai bis Mitte Juni.


Asiatische Keiljungfer
Gelbe Keiljungfer
Westliche Keiljungfer
Die Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) kann anhand einiger Merkmale von anderen Keiljungfernarten unterschieden werden, aber das einfachste Merkmal sind die komplett schwarzen Beine.

Die Gemeine Keiljungfer kommt an schnell und langsam fließenden Gewässern vor. Dabei scheint die Größe des Gewässers keine große Rolle zu spielen. Von 3m bis über 30m Breite können die Bäche/Flüsse sein. Selten kann sie sich an stehenden Altgewässern fortpflanzen. Am Gewässergrund brauchen die Larven feinen Sand um sich dort einzugraben.
Habitat der Gemeinen Keiljungfer
Die Gemeine Keiljungfer wurde im Jahr 2017 zur Libelle des Jahres gewählt. Diese Auszeichnung erhielt sie aufgrund ihrer bemerkenswerten Erholung in den letzten Jahren. Die Bestände der Gemeinen Keiljungfer hatten in der Vergangenheit stark abgenommen, aber dank gezielter Schutzmaßnahmen und dem Erhalt geeigneter Lebensräume konnte sich der Bestand der Art wieder erholen.
ausgefärbtes Männchen
Gemeine Keiljungfer - ausgefärbtes Männchen
Die Gemeine Keiljungfer war in Deutschland stark gefährdet, es gab nur noch wenige Stellen, wo diese Art ungestört leben durfte. In den letzten Jahren hat sich der Bestand etwas erholt. Sie steht zwar noch auf der Vorwarnliste, aber man sieht diese schöne Libelle immer häufiger. Die Schutzmaßnahmen haben hier gut gegriffen, aus diesem Grund wurde die Gemeine Keiljungfer 2017 Libelle des Jahres.
In Österreich und in der Schweiz ist die Gemeine Keiljungfer ebenfalls potentiell gefährdet. In den Niederlanden ist sie stark gefährdet.

Eine kleine Besonderheit der Gemeinen Keiljungfer betrifft ihre Larven. Diese graben sich im feinen Sediment am Gewässergrund ein, sodass nur noch die sogenannte Analpyramide (Ende des Hinterleibs) und der Kopf aus dem Sediment ragen. Über die Analpyramide findet der Gasaustausch statt, das heißt, die Larven atmen durch ihren "Hintern". Andere Großlibellenlarven machen das auch, aber die graben sich zumindest nicht ein, dass machen nur Flussjungfern. Das Eingraben schützt sie davor, mit der Strömung weggespült zu werden. Das Eingraben ermöglicht es den Larven auch, im Sediment verborgen zu jagen und gleichzeitig Sauerstoff aus dem Wasser aufzunehmen.

junges Weibchen
Sehr junges Weibchen der Gemeinen Keiljungfer
Die Larven der Gemeinen Keiljungfer verbringen etwa zwei bis drei Jahre eingegraben im Flussboden. Während dieser Zeit häuten sie sich etwa 15 Mal und erreichen eine Körperlänge von 24 bis 33 mm. Es wurde festgestellt, dass sich die Larven jeden Tag etwa 10 bis 14 cm durch den Boden graben, um nach Nahrung zu suchen.

Anfang bis Mitte Mai schlüpfen die ersten Larven, oft sehr dicht am Ufer in der Nähe der Vegetation. Wenn keine Pflanzen in der Nähe sind, krabbeln die Larven bis zu 6 Meter von Ufer weg. Der Schlupf findet bei gutem Wetter zwischen 9.00 und 12.00 Uhr statt. Ist der Himmel stark bewölkt, schlüpfen die Larven am Nachmittag bis 19.00 Uhr.

Die Reifezeit dauert 8 Tage. In dieser Zeit jagt die Gemeine Keiljungfer bis zu 10 km von ihrem Gewässer entfernt auf Wiesen, Feldwegen und Waldlichtungen. Die Männchen färben sich von gelb nach graublau.
Reifehabitat
Reifehabitat der Gemeinen Keiljungfer
Die Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) ist ein Ansitzjäger. Das bedeutet, dass sie sich häufig auf bestimmten Ansitzpunkten niederlässt, um von dort aus ihre Beute zu jagen. Insbesondere die Männchen sind oft gut sichtbar und sitzen auf Pflanzen oder anderen Strukturen in der Nähe des Gewässers. Von dort aus beobachten sie ihre Umgebung und nutzen ihre schnellen Flugfähigkeiten, um Insekten zu ergreifen, die in Reichweite vorbeifliegen.

Die Paarung dauert etwa 5 bis 10 Minuten. Da die Weibchen nur zur Eiablage an das Gewässer kommen, haben die Männchen in der näheren Umgebung mehr Chancen ein Weibchen zu finden. Das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass man im Internet fast keine Fotos der Gemeinen Keiljungfer als Paarungsrad findet.

Direkt vor der Eiablage presst das Weibchen seine Eier aus ihrem Hinterleib. Oft zittert das Weibchen dabei ganz leicht mit den Flügel, um die Flugmuskulatur warm zu halten, damit sie bei der kleinsten Störung sofort auffliegen kann. Der Eiballen am Hinterleibsende wird noch etwas größer und hat dann ca. 500 Eier. Jedes Ei ist 0,6 mm x 0,4 mm groß. Der Vorgang dauert 10 bis 15 Minuten. Das Weibchen streift dann die Eier im Flug im Wasser ab, dabei sucht sie die besten Stellen sorgsam aus.
Weibchen der Gemeinen Keiljungfer vor der Eiablage
Die Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) verbringt die Nacht häufig in Büschen oder in den Baumkronen in der Nähe ihres Lebensraums.

Die Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) hat eine durchschnittliche Lebensdauer von 30 bis 40 Tagen im Imago-Stadium. Nachdem sie geschlüpft sind und ihre Flügel voll entwickelt haben, leben die adulten Libellen nur für eine begrenzte Zeit. Während dieser Zeit widmen sie sich der Nahrungssuche, Fortpflanzung und Verteidigung ihres Territoriums.

Da sich die Gemeine Keiljungfer selten am Gewässer aufhält, macht es wenig Sinn dort nach ihr zu suchen. Sonnige, windgeschützte Feldwege in der Nähe des Gewässers sind optimal, dort sitzen die Männchen oft in Augenhöhe in den Büschen. Da sie sehr sitzfreudig sind und eine relativ kleine Fluchtdistanz haben, kann man sie dort wunderbar beobachten oder fotografieren. Auch die Weibchen kann man dort finden.
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