Alles über Libellenlarven - Libellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

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Libellenlarven

Ab wann fängt eigentlich ein Libellenleben an?
Die Frage kann man nicht eindeutig beantworten, ist es schon bei der Paarung, oder der Moment wo das Weibchen ihre Eier ablegt, oder dann wenn die Larve aus dem Ei schlüpft?
Ich weiß es nicht, aber ich würde hier gerne mit der Paarung beginnen - damit fängt zumindest alles an.

Ende Juli bis Ende August ist die Paarungszeit der Weidenjungfern. Hier haben wir ein Pärchen von der Westlichen Weidenjungfer - er hat sie gerade mit seinen Hinterleibsanhängen am Nackenschild ergriffen und versucht nun mit ihr ein Paarungsrad zu bilden. Nur wenn Beide wollen, kann das funktionieren.
Die Westliche Weidenjungfer ist ganz interessant, weil sie ihre Eier über Wasser in Weidenzweige sticht. Wir haben hier also das Glück, das wir alles genau beobachten können.

Die Weidenjungfer-Weibchen legen ihre Eier fast immer im Tandem ab. Bis zu 200 Eier am Tag legt ein Weibchen unter die Rinde. Immer im Doppelpack, einmal die Rinde durchbohren, dann 2 Eier links vom Loch und 2 rechts gegenüber. Die Eiablage kann vier Stunden dauern. Die Männchen bleiben solange beim Weibchen, bis sie alle Eier abgelegt hat. Gegen Mittag beginnen die Weibchen mit der Eiablage und ab 16.00 Uhr legen die Weibchen ihre Eier meist alleine ab.
Ende März befreit sich die Prolarve aus dem Ei und dem Weidenzweig und spring ins Wasser. Die Prolarve ist quasi wie ein Embryo, ein 2 mm kleiner Wurm bei dem man nicht einmal erahnen kann, was daraus mal werden soll. Die Prolarve klettert aus dem Loch, das seine "Mutter" wenige Monate zuvor in die Rinde gebohrt hat. Dann zieht sie sich zusammen und springt so weit sie kann ins Wasser. Aus einem Zweig können schnell mal über 100 Prolarven kommen.
Innerhalb weniger Minuten häutet sich die Prolarve und wird damit eine Libellelarve. Aus dem kleinen Wurm, wird eine etwas größere Libellenlarve, mit richtigen Beinen und einem Kiemenschwanz. Auf dem Bild unten sieht man die ersten 7 Entwicklungsstadien der Larve. Mit jeder Häutung wird die Larve sichtbar größer. In den ersten Tagen muss sie sich selbst von Wasserflöhen vieles gefallen lassen, aber keine Woche nach ihrem ersten Schlupf, jagt sie schon Wasserflöhe um sie zu fressen. Weidenjungferlarven leben nur zwei bis drei Monate im Gewässer. In der Zeit müssen sie ihre Körperlänge vervierzehnfachen, dass geht nur, wenn sie wirklich viel fressen und das am besten ohne sich groß zu bewegen.
Eine Weidenjungferlarve putzt ihre Fangmaske, nachdem sie einen Wasserfloh verspeist hat. Mit 25 mm Körperlänge ist die Larve fast ausgewachsen. Die Larven setzen sich einfach irgendwo unauffällig hin und warten dann, dass ihnen ein Wasserfloh ins Maul schwimmt.
Nach 2-3 Monaten ist unsere Larve ausgewachsen. Es ist Anfang Juli, die ersten Weidenjungferlarven bereiten sich auf ihre Verwandlung vor. Mit jeden Tag drückt der Chitinpanzer mehr. Die Weidenjungfer hat langsam nicht mehr genug Platz in ihrer Haut. Der Drang sich von der alten Haut zu befreien wird immer stärker. Sie weiß, dass sie diese Häutung nicht unter Wasser machen kann. Bis jetzt hat sie ihre 3 "Federn" am Hinterleib als Kiemen benutzt, jetzt muss sie ihre Atmung umstellen, so dass sie über dem Wasser Luft atmen kann. Übrigens schlüpfen etwa 50% der Weidenjungfern in den ersten zwei bis drei Wochen nach dem Schlupfbeginn.
Weidenjungfer
Nur nochmal zum Vergleich:
Links ist die ganz junge 1,5 mm große Larve,
rechts ist die ausgewachsene Larve mit 29 mm.
Nach gut 10 Wochen, also beim letzten Larvenstadium verändert sich die Larve deutlich, die Flügel und die Flügelscheiden werden wesentlich größer. Der Größenunterschied zwischen der einen Tag alten Larve und der Larve kurz vor dem letzten Schlupf ist enorm.
Die Weidenjungferlarve ist jetzt fast 3 cm lang, die Larve einer Königslibelle kann doppelt so lang werden. Unten ist ein Foto von einer Exuvie der Großen Königslibelle, mit 5,8 cm ist sie die größte Libellenlarve in Deutschland. Kleinlibellenlarven haben federartige Anhänge an ihrem Hinterleib, mit deren Hilfe sie atmen. Die Anhänge sind wie Kiemen, Großlibellenlarven haben nicht solche Anhänge - sie atmen durch ihren After.

Ein weiterer Unterschied zwischen Klein- und Großlibellenlarven, sind die Augen. Bei den Kleinlibellenlarven sind die Augen, wie bei den Libellen auch, deutlich voneinander getrennt. Bei fast allen Großlibellenlarven sind die beiden Komplexaugen sehr dicht zusammen.
Die Larven der Großlibellen haben meist eine längere Entwicklungszeit.
In der Regel dauert es ein bis zwei Jahre bis eine Edellibellenlarve ausgewachsen ist.
So unterschiedlich die verschiedenen Libellenarten auch sind, im Prinzip ist die letzte Häutung bei allen sehr ähnlich. Es ist immer der Moment, wo die Libellenlarve zur Libelle wird...

Wenn die Libellenlarve voll entwickelt ist, klettert sie meist auf einer Pflanze nach oben aus dem Wasser. Oben angekommen, krallt sich die Larve so gut es geht fest, denn ihr Leben hängt davon ab. Nun muss alles ganz schnell gehen, die Larve drückt ihren Körper mit ihrer ganzen Kraft nach oben. Dabei durchbricht die Larve ihre alte Haut am Rücken, es entsteht eine Schlupföffnung. Wenn sie ihren Oberkörper durch diese Öffnung gebracht hat, reißen die Tracheenschläuche ab und geben damit die Stigmen (Atemlöcher) frei. Auf dem Video sieht man zwei weiße Fäden die noch an der Exuvie hängen, das sind die Tracheenschläuche.
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