Blutrote Heidelibelle - Sympetrum sanguineum - Libellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

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Blutrote Heidelibelle
(Sympetrum sanguineum)
Sympetrum sanguineum
Tandem der Blutroten Heidelibelle bei der Eiablage
de: Blutrote Heidelibelle / en: Ruddy Darter / nl: Bloedrode heidelibel / pl: szablak krwisty / se: Blodröd ängstrollslända
Wissenschaftlicher Name: Sympetrum sanguineum

Unterordnung: Großlibellen / Familie: Segellibellen (Libellulidae) / Gattung: Heidelibellen (Sympetrum)

gesamte Körperlänge: 34-39 mm / Spannweite der Flügel: 50-64 mm

Die Flugzeit der Blutroten Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) erstreckt sich in der Regel von Mitte Juni bis Ende September. Wie bei vielen anderen Libellenarten ist ihre Flugzeit stark vom Wetter abhängig. Es ist jedoch möglich, dass vereinzelt Männchen auch noch im Oktober gesichtet werden, insbesondere wenn die Temperaturen mild sind. 2015 haben wir Anfang Oktober in Hannover noch ein paar Männchen beobachtet. Dies war eine eher unerwartete Beobachtung, da man normalerweise nicht mehr mit der Anwesenheit der Blutroten Heidelibelle gerechnet hatte. Mit der Klimaerwärmung verändern sich aber die Flugzeiten. Das Flugverhalten und die Flugzeit von Libellen können regional eh variieren und sind stark von den klimatischen Bedingungen und dem Lebensraum abhängig.

Juli und August

Frühe Heidelibelle
Gemeine Heidelibelle
Große Heidelibelle
Südliche Heidelibelle
Die Männchen haben schwarze Beine und eine auffallend rote Stirn. Die Weibchen der Blutroten Heidelibelle haben ebenfalls schwarze Beine und eine eng anliegende Legescheide.

Die Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) bevorzugt Gewässer mit reicher Vegetation. Die Pflanzen dienen der Blutroten Heidelibelle als Ruhe- und Jagdplatz sowie als Versteck während der Paarung und Eiablage. Insbesondere Schilf- und Seggenbestände sowie Wasserpflanzen wie Teichrosen oder Laichkräuter bieten ideale Bedingungen für diese Libellenart. Besonders wichtig für die Blutrote Heidelibelle sind die flachen Uferzonen der Gewässer, in denen sie ihre Eier gut ablegen kann. Die Blutrote Heidelibelle ist in Bezug auf ihren Lebensraum sehr flexibel und lebt daher auch in vom Menschen geschaffenen Gewässern wie Gärten, Parks oder sogar Pfützen. Durch diese vielseitige Habitatwahl ist sie relativ häufig und weit verbreitet.
Habitat der Blutroten Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)
Die Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) ist eine der häufigsten Heidelibellenarten Europas. Ihre Anpassungsfähigkeit und ihre geringen Ansprüche an den Lebensraum ermöglichen es ihr, eine Vielzahl von Kleingewässern zu besiedeln.
junges Männchen der Blutroten Heidelibelle
Im Gegensatz zu einigen anderen Libellenarten ist die Blutrote Heidelibelle nicht auf bestimmte Lebensräume angewiesen und kommt daher an einer Vielzahl von Gewässern vor, unabhängig von deren Größe. Daher ist die Blutrote Heidelibelle in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden in ihrem Bestand nicht gefährdet.

Die Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) weist eine interessante Besonderheit in ihrer Färbung auf. Normalerweise sind es vor allem die Männchen der Heidelibellenarten, die sich während der Reifezeit von gelb zu einem auffälligen Rot verfärben. Bei der Blutroten Heidelibelle hingegen können auch ältere Weibchen eine rötliche Färbung entwickeln. Während junge Weibchen der Blutroten Heidelibelle in der Regel eher gelblich oder bräunlich gefärbt sind, können ältere Weibchen im Laufe ihres Lebens eine rötliche Färbung annehmen. Dieser Farbwechsel ist bei den Weibchen jedoch nicht so ausgeprägt wie bei den Männchen, die in der Regel leuchtend rot gefärbt sind. Die genaue Ursache für diesen Farbwechsel bei den älteren Weibchen der Blutroten Heidelibelle ist nicht vollständig geklärt. Man vermutet, dass dies mit dem Alterungsprozess und hormonellen Veränderungen zusammenhängt. Allerdings entwickeln nicht alle Weibchen dieser Art diese rötliche Färbung.
junges Weibchen
junges Weibchen der Blutroten Heidelibelle
Nach der Eiablage im Herbst verbleiben die Eier über den Winter an Land und sind damit vor vielen Fressfeinden im Wasser geschützt. Mit dem Einsetzen der Schneeschmelze steigt der Wasserspiegel in den Gewässern, und die Eier werden nach und nach überflutet. Im Frühjahr, normalerweise zwischen Mitte März und Mai, beginnt der Schlupf der Prolarven aus den überfluteten Eiern. Nach etwa drei Monaten, sind sie schließlich zu ausgewachsenen Libellen herangereift. Während dieser Zeit wachsen die Larven und erreichen eine Größe von etwa 13 bis 18 mm. Es ist faszinierend zu beobachten, wie die Blutroten Heidelibellen ihren Entwicklungszyklus an die natürlichen Umweltbedingungen anpassen. Durch das Überwintern der Eier an Land und das anschließende Schlüpfen der Prolarven mit der steigenden Wasserflutung können sie ihr Wachstum und ihre Entwicklung effektiv mit den jahreszeitlichen Veränderungen synchronisieren. Dieser Lebenszyklus ermöglicht es den Blutroten Heidelibellen, in einer Vielzahl von Gewässern zu existieren und sich erfolgreich fortzupflanzen.

Die Schlupfperiode der Larven der Blutroten Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) erstreckt sich von Mitte Juni bis Mitte August. Etwa zwei Wochen nach dem ersten Schlupf, also im weiteren Verlauf dieser Zeitspanne, schlüpfen etwa die Hälfte aller Larven aus dem Gewässer. Dieser zeitliche Ablauf deutet darauf hin, dass die Larven der Blutroten Heidelibelle eine ähnliche Entwicklungsdauer haben und sich synchron in ihrer Entwicklung befinden. Der Schlupf erfolgt in mehreren Wellen, wobei die Larven in einem bestimmten Zeitraum das Gewässer verlassen und ihre Entwicklung zur ausgewachsenen Libelle außerhalb des Wassers fortsetzen. Der gleichzeitige Schlupf einer größeren Anzahl von Larven kann verschiedene Gründe haben. Eine mögliche Erklärung ist die Optimierung der Überlebensrate. Durch das gemeinsame Schlüpfen haben die jungen Libellen eine höhere Chance, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam vor möglichen Fressfeinden zu schützen. Zudem kann dies die Chancen auf erfolgreiche Paarung und Fortpflanzung erhöhen, da eine größere Anzahl von geschlechtsreifen Libellen zur gleichen Zeit verfügbar ist.

Während der gut einwöchigen Reifezeit nach dem Schlupf verlässt die junge Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) das Gewässer und kann sich zeitweise mehrere Kilometer davon entfernen. In dieser Phase des Erwachsenenlebens widmet sich die Libelle hauptsächlich der Jagd nach Insekten über offenen Wiesen- und Graslandschaften. Die Blutrote Heidelibelle nutzt diese Zeit außerhalb des Gewässers, nicht nur um Nahrung zu suchen und sich zu ernähren, sondern auch um ihre Flugeigenschaften zu verbessern.

Die Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) ist bekannt dafür, ein typischer Ansitzjäger zu sein. Während ihrer erwachsenen Phase sucht sie häufig nach geeigneten Ansitzplätzen, auf denen sie ruht und gleichzeitig potenzielle Beute beobachten kann. Diese Ansitzplätze können kleine Zweige, Stängel oder sogar der Boden sein.

Indem sie auf solchen erhöhten Positionen verweilt, hat die Blutrote Heidelibelle einen besseren Überblick über ihr Umfeld und kann nach fliegenden Insekten Ausschau halten. Sie nutzt ihre ausgezeichnete Sehkraft, um potenzielle Beute zu entdecken und dann blitzschnell zuzustoßen, um sie zu fangen. Dabei zeigt sie eine bemerkenswerte Geschicklichkeit und Präzision. Die Wahl der Ansitzplätze kann variieren und hängt von den vorherrschenden Bedingungen und der Verfügbarkeit geeigneter Strukturen ab. Oftmals sind es niedrig wachsende Pflanzen, Gräser oder Zweige, auf denen sich die Blutrote Heidelibelle niederlässt. Manchmal kann man sie auch auf dem Boden antreffen, insbesondere wenn sie sich sonnt oder sich von der Jagd ausruht.

Die Paarungsräder werden in der Regel zunächst in der Nähe des Gewässers gebildet, wo sich die Libellen aufhalten. Dort findet auch die eigentliche Kopulation statt. Fühlt sich das Paar gestört, fliegen sie im Tandem vom Wasser weg. Dieses Verhalten soll das Weibchen vor Konkurrenz und potenziellen Störungen schützen. Die eigentliche Paarung dauert in der Regel zwischen zwei und sechs Minuten. Während dieser Zeit bleiben das Männchen und das Weibchen miteinander verbunden, wobei das Männchen das Weibchen mit spezialisierten Strukturen, den sogenannten Cerci, festhält. Dies ermöglicht einen effektiven Transfer der Spermien vom Männchen zum Weibchen. Nach der Paarung trennen sich die Libellen, und das Weibchen kehrt zum Gewässer zurück, um ihre Eier abzulegen. Das Männchen kann entweder in der Nähe bleiben, um mögliche Rivalen abzuwehren, oder es sucht nach anderen Weibchen, um erneut zu kopulieren.
Paarungsrad
Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) - Paarungsrad
Nach der Paarung erfolgt bei der Blutroten Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) die Eiablage im Tandem, bei dem das Paar gemeinsam fliegt. Sie suchen trockene oder leicht feuchte Stellen am Ufer mit einer niedrigen Vegetation, die für die Eiablage geeignet sind. Das Männchen spielt dabei eine aktive Rolle, indem es das Weibchen so positioniert, dass sie ihre Eier abwerfen kann. Das Weibchen legt pro Tag eine beträchtliche Anzahl von Eiern ab, etwa 150 bis 300 Stück. In den ersten paar Minuten der Eiablage geschieht dies im Tandem, wobei das Weibchen seine Eier abgibt, während es vom Männchen getragen wird. Nach dieser anfänglichen Phase trennt sich das Männchen vom Weibchen, und das Weibchen setzt die Eiablage alleine fort. Die Eiablage erfolgt, indem das Weibchen die Eier entweder einzeln oder in kleinen Gruppen in das Substrat, wie z.B. die Vegetation oder den Boden, abstößt. Auf dem Foto ist ein Tandem während der Eiablage zu sehen. Bei dem Weibchen (links) sieht man am Hinterleib zwei Eier, die eine Sekunde später von ihr abgeworfen wurden.
Eiablage
Blutrote Heidelibelle bei der Eiablage im Tandem
Die Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) verbringt die Nacht in der näheren Umgebung ihres Lebensraums. Nach einem aktiven Tag des Fliegens und der Nahrungssuche suchen die Libellen in der Regel ruhigere Plätze zum Ausruhen und Übernachten auf. Oft sind dies nahegelegene Sträucher, Gräser oder andere Vegetationselemente, die ihnen Schutz und Sicherheit bieten.

Die durchschnittliche Lebensdauer der Blutroten Heidelibelle beträgt etwa 2 Monate.

Die Blutrote Heidelibelle lebt an vielen Gewässern. Da sie ein Ansitzjäger ist, braucht man nur schauen wo sie sich gerne hinsetzt. Wenn man sich langsam annähert, ist die Fluchtdistanz sehr klein. Gegen Mittag kann man auch die Eiablage problemlos beobachten. Wenn sie sich ausruht sitzen die Männchen manchmal auf dem Weg.
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