Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) - Libellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

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Blauflügel-Prachtlibelle
(Calopteryx virgo)
Das Weibchen der Blauflügel-Prachtlibelle bei der Eiablage
de: Blauflügel-Prachtlibelle / en: Beautiful Demoiselle / nl: Bosbeekjuffer / pl: świtezianka dziewica / se: Blå jungfruslända
Wissenschaftlicher Name: Calopteryx virgo

Unterordnung: Kleinlibellen / Familie: Prachtlibellen (Calopterygidae) / Gattung: Calopteryx

gesamte Körperlänge: 45-49 mm / Spannweite der Flügel: 65-74 mm

Ende April bis Mitte September

Ende Mai bis Juli

Gebänderte Prachtlibelle
Westliche Prachtlibelle
Südliche Prachtlibelle
Die Männchen haben metallic-blaue Flügel, die in der Sonne einen metallisch-grünen Schimmer aufweisen können. Im Gegensatz zur Gebänderten Prachtlibelle sind die Flügel der Blauflügel-Prachtlibelle bis zum Flügelansatz blau gefärbt. Bei jungen Männchen können die Flügel dunkel und halbtransparent sein. Die Weibchen der Blauflügel-Prachtlibelle hingegen haben im Vergleich zu den eher grünlichen Weibchen der Gebänderten Prachtlibelle eine bräunlichere Färbung.
Weibchen
Weibchen der Blauflügel-Prachtlibelle
Die Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) bevorzugt Lebensräume an kleinen bis mittelgroßen Fließgewässern. Diese Gewässer sind typischerweise kalt und nährstoffarm. Im Vergleich zur Gebänderten Prachtlibelle stellt die Blauflügel-Prachtlibelle höhere Ansprüche an ihren Lebensraum. Daher ist sie auch seltener anzutreffen. Die spezifischen Anforderungen an die Wasserqualität, Strömungsverhältnisse und die Verfügbarkeit geeigneter Pflanzenvegetation machen die Blauflügel-Prachtlibelle etwas anspruchsvoller in Bezug auf ihren Lebensraum.
Habitat der Blauflügel-Prachtlibelle
Die Blauflügel-Prachtlibelle ist empfindlich gegenüber dem Sauerstoffgehalt des Wassers, was wiederum mit der Wassertemperatur zusammenhängt. Wenn das Wasser zu warm ist, kann es nicht ausreichend Sauerstoff binden. Dies kann zu Schädigungen der Larven führen. Daher ist die Blauflügel-Prachtlibelle ein guter Indikator für eine gute Wasserqualität und angemessene Wassertemperaturen.

Bei den Männchen der Blauflügel-Prachtlibelle ist ein territoriales Verhalten zu beobachten. Sie zeigen Drohgebärden, indem sie ihre Flügel weit ausbreiten. Auf dem Foto wird deutlich, wie ein fremdes Männchen (links) den Revierinhaber (rechts) angreift. Beide Männchen entfalten ihre Flügel weit und das rechte Männchen hebt zusätzlich sein Abdomen (Hinterleib) drohend an. Diese Revierstreitigkeiten sind in Gebieten, in denen es zu wenig geeignete Eiablageplätze für eine hohe Anzahl von Männchen gibt, durchaus üblich.
zwei Blauflügel-Prachtlibellen-Männchen streiten um das Revier
In Deutschland hat sich der Bestand der Blauflügel-Prachtlibelle in den letzten Jahren gut erholt. Nun ist sie bei uns nicht mehr gefährdet, auch in der Schweiz ist die Blauflügel-Prachtlibelle nicht gefährdet. In Österreich ist sie gefährdet und in den Niederlanden ist ihre Art vom Aussterben bedroht.

Eine große Besonderheit der Prachtlibellen im Vergleich zu allen anderen Libellen, ist der Schwirrflug der Prachtlibellen-Männchen. Die Flügel des Männchens bewegen sich dabei so schnell, das man fast nur einen breiten blauen Streifen sieht. Das ist wirklich unglaublich schön!

Der Schwirrflug ist für das Männchen sehr anstrengend. So kann er dem Weibchen zeigen, wie stark er ist und wenn er so dicht über das Wasser fliegt, zeigt er auch, dass dem Weibchen dort keine Gefahr droht.
Frühe Adonislibelle greift Blauflügel-Prachtlibellen-Männchen an
Die Larven der Blauflügel-Prachtlibelle leben etwa zwei Jahre im Wasser. Während dieser Zeit häuten sie sich mehrmals, etwa 10 bis 12 Mal. Jede Häutung bringt eine größere und weiterentwickelte Larvenform hervor. Die Larven erreichen eine maximale Größe von etwa 23 mm.

Der Schlupf der Blauflügel-Prachtlibellen findet in der Regel zwischen Mitte Mai und Ende Juni statt. Der Schlupf dauert etwas über eine Stunde.

Die Blauflügel-Prachtlibellen haben eine vergleichsweise kurze Reifezeit von etwa 10 Tagen nach dem Schlupf. Während dieser Zeit sind die Libellen aktiv und auf Nahrungssuche in der Nähe ihres Gewässers.
junges Männchen der Blauflügel-Prachtlibelle
Blauflügel-Prachtlibellen sind tagsüber aktiv und jagen hauptsächlich in der Nähe ihres Gewässers. Dabei sitzen sie auf erhöhten Ansitzpunkten wie Zweigen, Stängeln oder Gräsern und warten geduldig auf vorbeifliegende Beute, die sie blitzschnell im Flug ergreifen. Ihre spektakulären Flügel mit dem metallischen Glanz dienen auch als visuelle Signalgebung gegenüber potenziellen Rivalen. In der Regel fliegen die Männchen selten weiter als 100 m vom Gewässer, dagegen fliegen die Weibchen bis zu 4 Km weit weg.

Prachtlibellen haben ein eigenes Paarungsverhalten. Wenn ein Männchen ein Weibchen sieht, versucht er sie zuerst durch ein Schwirrflug zu beeindrucken. Die Blauflügel-Prachtlibellen-Männchen haben dann eine sehr hohe Schlagfrequenz mit ihren Flügeln. Manchmal lassen sie sich vor den Weibchen ins Wasser fallen, treiben eine Sekunde mit der Strömung und fliegen dann wieder hoch. Damit wollen sie den Weibchen zeigen, das die Eiablage in ihrem Revier ungefährlich ist. Gefällt dem Weibchen was sie sieht, setzt sie sich ans Ufer in die Vegetation und wartet dort auf das Männchen. Bevor es zur Paarung kommt, umwirbt das Männchen das Weibchen noch einmal. Die meisten Paarungen finden um die Mittagszeit statt. Die Paarung dauert ca. ein bis fünf Minuten.
Blauflügel-Prachtlibellen bilden ein Paarungsrad
Blauflügel-Prachtlibellen bilden ein Paarungsrad
Die Weibchen legen ihre Eier alleine ab, das Männchen bleibt jedoch während der Eiablage immer in der Nähe des Weibchens, um es vor anderen Männchen zu schützen. Das Weibchen fliegt zu den Wasserpflanzen im Revier des Männchens. Dann beginnt es, seine Eier in die Pflanzen zu stechen. Nach kurzer Zeit taucht das Weibchen ganz unter Wasser, um dort weiter Eier in die Pflanzen zu stechen. Das Weibchen der Blauflügel-Prachtlibelle kann bis zu einer Dreiviertelstunde unter Wasser bleiben. Das schafft sie, weil sie von einer Luftblase umgeben ist. Auf dem Foto unten sieht man, wie das Weibchen gerade unter Wasser ihre Eier in eine Pflanze sticht. Ihr Körper sieht aus, als wäre er aus Silber. Dieser Effekt entsteht durch die Lichtbrechung der Lufthülle im Wasser. Manchmal werden die Weibchen beim Auftauchen von der Strömung erfasst und mitgerissen. Sie sind aber durchaus in der Lage, alleine wegzufliegen.
Blauflügel-Prachtlibellen-Weibchen taucht ab ins Wasser
Blauflügel-Prachtlibellen-Weibchen bei der Eiablage unter Wasser
Die Blauflügel-Prachtlibellen verbringen die Nacht in der Nähe ihres Lebensraums, meist in der Vegetation. Sie suchen Schutz in Büschen, Gräsern oder anderen Pflanzen, wo sie sich ausruhen und vor potenziellen Gefahren wie Raubtieren geschützt sind. Wenn keine geeigneten Pflanzen vorhanden sind, können sie auch im Gras oder anderen niedrigen Vegetationsstrukturen übernachten.

Die Blauflügel-Prachtlibelle lebt etwa 40 bis 50 Tage.

Die beste Zeit diese Art zu finden, ist im Juni. Ab 10.00 Uhr waren die Männchen immer sehr zahlreich am Gewässer. Die Weibchen kommen gegen Mittag, dann paaren sich die Blauflügel-Prachtlibellen. Gegen Abend sitzten mehr Weibchen am Gewässer, tagsüber kommen sie nur zur Paarung und zur Eiablage an das Gewässer.
Fast alle Bilder die wir hier zeigen, haben wir an einem kleinem Bach gemacht. Da der Bach nur 1,5 m breit ist, kann man die Tiere bequem beobachten oder fotografieren. Bei breiteren Fließgewässern wird das schon schwieriger.
Blauflügel-Prachtlibellen-Männchen
eines meiner ersten Libellenbilder dieser Art (2009)
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