Emergenz bei Kleinlibellen
(die letzte Häutung einer Libellenlarve)
Libellen sind faszinierende Geschöpfe, die seit mehr als 300 Millionen Jahren die Erde bevölkern. Mit ihrer schillernden Schönheit, erstaunlichen Flugfähigkeiten und der Fähigkeit, sowohl im Wasser als auch in der Luft zu leben, üben die Libellen eine besondere Anziehungskraft auf uns aus. Die Emergenz von Libellen, der Übergang von einer aquatischen Larve zu einem erwachsenen Fluginsekt, ist ein unglaublicher Prozess, der es uns ermöglicht, die Anpassungsfähigkeit und Vielfalt in der Natur zu bewundern. In diesem Artikel beschreibe ich die einzelnen Phasen vom Schlupf der Frühen Adonislibelle.
Die Emergenz beginnt, wenn die Larve der Frühen Adonislibelle das Wasser verläßt. Viele Kleinlibellen klettern auf Pflanzen die dicht am Ufer stehen. In diesem Fall hat sich das Weibchen für eine Wasserlilie als Schlupfplatz entschieden. Sobald sie in Position ist verharrt sie dort, dann verankert sie sich mit ihren Beinen fest an der Pflanze und bereitet sich auf das Aufbrechen ihrer Exuvie vor.
Die Emergenz ist ein längerer Prozess, der bei dieser Art gut eine Stunde dauert. Je nachdem, wie warm es an dem Tag ist, kann der Schlupf etwas kürzer oder länger sein. Um ihr Exoskelett zu durchbrechen, drückt die Libelle mit dem Kopf und dem Rücken gegen ihre alte Haut, solange bis sie aufbricht. Dann schiebt sie ihren Körper soweit raus, bis sie ihre Beine und die Flügel befreit hat.
Bevor die Libelle komplett aus ihrer alten Haut schlüpfen kann, müssen erst ihre Beine aushärten. Das dauert so ungefähr 10 bis 15 Minuten. Für die Libelle ist das eine gefährliche Zeit, sie ist dann völlig hilflos!
Sobald sich die Libelle vollständig aus der Exuvie befreit hat, beginnt die nächste Phase der Emergenz, in der sie Flüssigkeit in ihre Flügel und in ihren Körper pumpt. Dadurch baut die Libelle einen hydraulischen Druck auf - der Körper verlängert sich und die Flügel werden wie Rollläden auseinander gefaltet.
Noch während des Schlupfes färbt sich die Frühe Adonislibelle rot. Bei vielen Libellenarten kommen die typischen Farben, die ein adultes Tier auszeichnen, erst am Ende der Reifezeit. Bei der Falkenlibelle bildet sich die Farbe auch schon beim Schlupf. Meistens erkennt man dann das Alter der Libelle an den recht farblosen Augen, die am Ende der Reifezeit ihre Farbe ändern.
Die Flügel sind zuerst noch weich wie Samt und milchig weiß. Erst wenn sie transparent sind, sind die Flügel ausgehärtet, so dass die Adonislibelle damit fliegen kann.
In dieser Phase kann man übrigens wunderbar das Geschlecht bestimmen - das geht natürlich zu jeder Zeit, aber in diesem Moment sieht man die Geschlechtsorgane auch beim Männchen besonders gut.
Beide Geschlechtsorgane der Frühen Adonislibelle (Männchen)
Beim Schlupf gibt es einen Moment, indem die Libelle einen bestimmten Impuls durch die Berührung der Flügel mit dem Hinterleib bekommt. Ab da verlängert die Libelle auch ihren Hinterleib (Abdomen).
Wenn der Körper die richtige Größe erreicht hat, sitzt die Adonislibelle meistens noch 10 bis 30 Minuten. Fast alle Libellen machen das so. Ich finde es jedesmal unglaublich, wie stark sich die Larve in gut einer Stunde verändert. Bevor sie sich zum ersten mal in ihrem Leben in die Luft erhebt.
Kurz vor dem Jungfernflug sind die Flügel klar wie Kristallglas. Auf diesem Foto bricht sich das Licht wunderbar in den Flügeln. Nimm Dir doch mal die Zeit und beobachte einen Schlupf - eine Stunde die Du nie vergessen wirst!