Früher Schilfjäger (Brachytron pratense) - Libellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

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Früher Schilfjäger
(Brachytron pratense)
Brachytron pratense
Männchen der Frühe Schilfjäger (Brachytron pratense)
de: Früher Schilfjäger / en: Hairy Hawker / nl: Glassnijder / pl: żagniczka wiosenna (zwyczajna) / se: Tidig mosaikslända
Wissenschaftlicher Name: Brachytron pratense

Unterordnung: Großlibellen / Familie: Edellibellen (Aeshnidae) / Gattung: Brachytron

gesamte Körperlänge: 54-63 mm / Spannweite der Flügel: 70-80 mm

Mitte April bis Ende Juni, ab 10.oo Uhr kommen die ersten Frühen Schilfjäger Männchen an das Gewässer, die Weibchen kommen ab Mittag zur Eiablage und bleiben bis zum Abend am Gewässer.

Ende April bis Mai

Blaugrüne Mosaikjungfer
Herbst-Mosaikjungfer
Große Königslibelle
Der Frühe Schilfjäger (Brachytron pratense) unterscheidet sich von den anderen Edellibellen durch ein langes Flügelmal und einem Punkt auf Segment 1. Das Männchen hat fast keine Taille.
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Der Frühe Schilfjäger ist eine Libellenart, die ihren Lebensraum an stehenden Gewässern mit dichtem Randbewuchs findet. Diese Gewässer können verschiedene Formen haben, wie beispielsweise Teiche, Tümpel oder Baggerseen. Es ist charakteristisch für den Frühen Schilfjäger, dass er in der Nähe von Bäumen lebt, die sich in der unmittelbaren Umgebung des Gewässers befinden. Diese Bäume bieten Schutz und Jagdmöglichkeiten für die Libellen. Obwohl der Frühe Schilfjäger bevorzugt an stehenden Gewässern lebt, kann man ihn auch gelegentlich an fließenden Gewässern wie Bächen oder Gräben beobachtet - dort ist er aber nur ein Gast. Der Frühe Schilfjäger kommt übrigens mit der Anwesenheit von Fischen relativ gut zurecht.
Brachytron pratense - Habitat
Habitat des Frühen Schilfjägers (Brachytron pratense)
Der Frühe Schilfjäger ist die erste Edellibelle des Jahres - alle anderen Edellibellen schlüpfen später. Zwar kann man den Frühen Schilfjäger, vom Aussehen her, mit der Herbst-Mosaikjungfer verwechseln, aber die beiden Arten wird man nie zusammen an einem Habitat fliegen sehen, da die Herbst-Mosaikjungfer erst ab Ende Juli schlüpft. Die letzten Schilfjäger sind dann schon seit fast einem Monat verschwunden.
Der Frühe Schilfjäger wurde früher auch Kleine Mosaikjungfer genannt, weil man dachte, dass diese Art eine Mosaikjungfer ist. Heute weiß man, dass der Frühe Schilfjäger zur Gattung Brachytron gehört. Klein ist auch sein Gewicht, die Männchen wiegen 0,47 g und die Weibchen 0,61 g.

Der Frühe Schilfjäger (Brachytron pratense) ist in Deutschland und Österreich als gefährdet eingestuft. Die Hauptbedrohungen für diese Art sind der Verlust und die Degradierung ihrer Lebensräume. Die zunehmende Umwandlung von natürlichen Gewässern in landwirtschaftlich genutzte Flächen oder Siedlungsgebiete führen zu einem Rückgang der Schilfbestände und der damit verbundenen Lebensräume des Frühen Schilfjägers. Die intensive Landwirtschaft, insbesondere der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln, kann ebenfalls negative Auswirkungen auf den Frühen Schilfjäger und seine Lebensräume haben. In der Schweiz und den Niederlanden gilt der Frühe Schilfjäger derzeit noch als ungefährdet. Im Nationalpark de Weerribben in den Niederlanden haben wir schon Libellenschwärme gesehen, dort flogen dann Falkenlibellen, Schilfjäger und Vierflecklibellen zusammen, wie in einem Mückenschwarm.

Der Frühe Schilfjäger (Brachytron pratense) fliegt meist dicht über dem Wasser, entlang an der Ufervegetation und jagt dort die ersten Insekten. Er kann aber auch in den Baumkronen mehrere Kilometer vom Habitat entfernt jagen. Sehr auffällig ist sein stark behaarter Thorax. Wie alle Libellen, ist der Frühe Schilfjäger auch ein Kaltblüter. Wenn es zu kalt wird, kann er sich nicht mehr bewegen. Der dichte Haar-bewuchs schützt den Frühen Schilfjäger ein wenig vor der Kälte, nur so kann er in der noch kalten Jahreszeit überleben.

Auf dem unteren Foto sitzen zwei Libellenmännchen friedlich nebeneinander - rechts der Frühe Schilfjäger und links die Fledermaus-Azurjungfer (Coenagrion pulchellum). Für die Fledermaus-Azurjungfer ist dieser Moment bestimmt nicht so schön wie für uns, weil der Frühe Schilfjäger eine ernst zunehmende Bedrohung für die Azurjungfer ist. Es kommt sehr selten vor das der Frühe Schilfjäger Kleinlibellen frisst, auch in diesem Fall ist nichts Schlimmes passiert. Auf dem Foto kann man gut den Größenunterschied der beiden Libellen erkennen. Kaum zu glauben das die Fledermaus-Azurjungfer von der Körperlänge her nur 25 mm kleiner ist, als der Frühe Schilfjäger.
Brachytron pratense
Männchen vom Frühen Schilfjäger und von der Fledermaus-Azurjungfer
Die Larve des Frühen Schilfjägers lebt drei Jahren im Wasser. Während dieser Zeit durchläuft sie mehrere Häutungsstadien und erreicht eine maximale Körperlänge von 35 bis 40 mm. Die Larven des Frühen Schilfjägers sind anpassungsfähig und können auch in brackigen Gewässern leben und sich dort entwickeln. Sie ernähren sich hauptsächlich von kleinen Wasserinsekten und anderen wirbellosen Tieren, die in ihrem Lebensraum vorkommen. Während ihrer Entwicklungsphase im Wasser sind die Larven des Frühen Schilfjägers wichtige Bestandteile des aquatischen Ökosystems. Sie tragen zur Nahrungskette bei und dienen als Nahrungsquelle für andere Wasserorganismen, darunter auch andere Libellenarten und Fische. Die Larven des Frühen Schilfjägers sind gut an ihre Umgebung angepasst und nutzen verschiedene Verstecke im Gewässer, wie zum Beispiel Schilfstängel oder andere Pflanzenstrukturen, um sich vor Fressfeinden zu schützen.

Ab Mitte April schlüpfen die ersten Frühen Schilfjäger früh morgens ab 7.oo Uhr, das Wetter ist im April noch unbeständig und auch recht kalt. Der Schlupf findet gut geschützt in der ufernahen Vegetation statt. Mitte Mai schlüpfen die letzten Frühen Schilfjäger. Bei Berührung stellen sich die Larven tot um sich vor Fressfeinden zu schützen.
Brachytron pratense
Weibchen vom Frühen Schilfjäger (Brachytron pratense)
Die jungen Schilfjäger (Brachytron pratense) verbringen die ersten sieben bis zehn Tagen nach dem Schlupf in der Nähe des Gewässers, in dem sie geschlüpft sind. Oft halten sie sich innerhalb eines Radius von etwa 200 bis 300 Metern um ihr Schlupfgewässer herum auf. Während dieser Zeit erkunden die Libellen ihr unmittelbares Umfeld und erkennen potenzielle Nahrungsquellen. Die Frühen Schilfjäger sind in dieser Phase ihrer Reifezeit besonders aktiv und fliegen häufig über Gewässern, Wiesen und angrenzenden Schilfbeständen. Sie nutzen ihre ausgezeichnete Flugfähigkeit, um nach Beute zu jagen.

Der Frühe Schilfjäger ist ein aktiver Flugjäger, der während der Tagesstunden auf der Suche nach Beute ist. Insbesondere am Vormittag ist er häufig in der Luft zu beobachten, während er geschickt durch seine Lebensräume fliegt. Der Frühe Schilfjäger nutzt seine ausgezeichnete Flugfähigkeit, um Insekten, vor allem Fliegen und Mücken, zu jagen. Er fliegt geschickt zwischen den Schilfhalmen, über Gewässern und entlang der Uferbereiche, wo er seine Beute im Flug erbeutet. Mit schnellen und präzisen Bewegungen kann er die fliegenden Insekten einfangen und verschlingen. Ab dem späten Nachmittag kann man ihn häufiger auch mal sitzend finden.

Das Paarungsrad fliegt meist in die nächstgelegene Vegetation, oft weniger als einen Meter über dem Boden. Interessant ist auch, dass sich die Männchen manchmal mit Vierfleckweibchen und mit den Weibchen der Kleinen Königslibelle paaren wollen.
Das Paarungsrad vom Frühen Schilfjäger (unten) wird gerade von einem Granatauge gestört wird. Einige Kleinlibellen stören mit Absicht die Paarung von Großlibellen. Teilweise fliegen sie, wie auf dem Bild zu sehen, das Paarungsrad mehrmals an - aber meistens ohne Erfolg.
Brachytron pratense
Paarung der Frühen Schilfjäger (Brachytron pratense)
Die Weibchen legen ihre Eier ab Mittag ab, dabei sind sie alleine. Die Weibchen werden bei der Eiablage von den Männchen meistens nicht bedrängt. Die Prolarven schlüpfen nach drei bis sieben Wochen aus den Eiern.
Brachytron pratense
Das Weibchen des Frühen Schilfjägers (Brachytron pratense) bei der Eiablage.
Die Baumkronen bieten dem Frühen Schilfjäger einen sicheren und geschützten Rückzugsort für die Nacht. Hier kann er sich vor möglichen Fressfeinden verstecken und seine Energiereserven für den nächsten Tag wieder aufladen.

In der Regel beträgt die durchschnittliche Lebensdauer etwa 6 bis 8 Wochen.

Alle Fotos vom Frühen Schilfjäger haben wir auf Rügen gemacht, dort gibt es einen guten Bestand dieser Art. Auch wenn der Frühe Schilfjäger einen dichten Haarbewuchs hat, so fliegt er nur bei Sonnenschein. Die beste Chance auf ein Foto vom Männchen hat man an einem sonnigen Nachmittag direkt am Gewässer. Die Weibchen kann man gut gegen Abend bei der Eiablage beobachten. Wenn die Sonne scheint, es aber etwas kälter ist, fliegen die Männchen keine halbe Stunde am Stück, danach müssen sie eine Pause in der ufernahen Vegetation machen.
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