Der Kampf um einen Zweig
Bei uns in der Nähe schlängelt sich ein Bach durch die Wiesen. Eigentlich sieht der Bach an jeder Stelle gleich aus, nur an einer Stelle ragt ein dünner Ast aus dem Wasser. In diesem Lebensraum leben mehrere Libellenarten, was eigentlich kein Problem wäre, wenn da nicht dieser eine Zweig wäre!
Der Zweig zieht die Männchen magisch an, denn sie wissen: Wer da sitzt, dem gehört das Revier. Es vergehen keine fünf Minuten, in denen die Männchen mal Ruhe geben - jeden Tag das gleiche Spiel! Der Ast ist für sie wie ein Thron - wer drauf sitzt, ist der König.
Die Alternative sind Schilfhalme, die ständig vom Wind durchgeschüttelt werden, da ist der Ast wie ein Fels in der Brandung. Und nicht nur das: Wer hier sitzt, hat sich gegen alle anderen Libellenmännchen durchgesetzt. Die Weibchen wissen das und paaren sich lieber mit diesen starken Männchen.
Glauben Sie mir, wenn Sie ein Libellenmännchen wären, würden Sie auch dort sitzen wollen!
Libellen kämpfen meist sehr subtil, und da die Grüne Flussjungfer und die Gebänderte Prachtlibelle etwa gleich stark sind, könnte man hier den ganzen Tag zuschauen. Die Männchen probieren wirklich alles aus, mal schauen sie sich in die Augen, mal versuchen sie, den Gegner zu ignorieren. Jedes Männchen hofft, dass das andere den begehrten Platz räumen wird - was natürlich nicht passiert. Für den oberflächlichen Beobachter sitzen die Libellen nur da, aber wenn man genauer hinschaut, merkt man, wie die Luft knistert :-)
Prachtlibelle vs Flussjungfer