Libellenlarven im Aquarium - Libellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Direkt zum Seiteninhalt

Libellenlarven im Aquarium

Libellen und deren Entwicklungsformen (Larven) sind vom Gesetz her in Deutschland besonders geschützt: (Bundesartenschutzverordnung - § 44) Es ist verboten wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören...
Zu den besonders geschützten Arten gehören auch Libellen.

Mit diesem Gesetz, will der Gesetzgeber den Erhalt der Libellen sicherstellen. Es sind nicht nur die seltenen Libellenarten geschützt, sondern alle bei uns heimischen Libellenarten. Viele Besitzer von Aquarien haben mit diesem Gesetz ein Problem, denn beim Kauf von exotischen Wasserpflanzen holen sie sich manchmal auch exotische Libellenlarven in ihr Aquarium. Dieses Thema wird an vielen Stellen im Internet heiß diskutiert und das nicht ohne Grund.

Ein großer Teil der Wasserpflanzen wird aus Afrika, Asien oder aus Südamerika importiert. Dort werden sie in großen Freiland-Anlagen gezüchtet. Wo Wasser ist, sind auch Libellen! Die Libellen stechen ihre Eier in Wasserpflanzen und so gelangen die Libelleneier in unsere Aquarien. Nach einer gewissen Zeit schlüpfen die Larven aus den Eiern. Es dauert nicht lange und die Larve wird so groß, das man sie nicht mehr übersehen kann. Noch vor wenigen Jahren wurden die Pflanzen direkt nach Deutschland geschickt und dann über die Tierhandlungen verkauft. Heute werden die meisten Wasserpflanzen zuerst nach Österreich geschickt. Dort bleiben sie eine gewisse Zeit in Quarantäne, erst danach werden sie in Europa weiter verkauft. Mit dieser Vorsichtsmaßnahme versucht man fremde Libellenarten aus Europa fern zu halten.

Auch wenn Libellenlarven im Aquarium relativ selten sind, stellen sich zwei Fragen:
1. können Libellenlarven Fische töten?
2. was mache ich mit einer Libellenlarve im Aquarium?

Diese beiden Fragen will ich hier gerne beantworten.

Libellenlarven ernähren sich von im Wasser lebenden Kleinstlebewesen. In der Regel sind das Wasserflöhe, wenn die Libellenlarve größer wird, werden auch Kaulquappen oder kleine Fische von ihr gefressen. Im Aquarium ist das Nahrungsangebot nicht so groß, kleine Garnelen und winzige Fische werden von den Larven ganz sicher gefressen - wenn sie die Tiere fangen können! Ein Aquarium ist kein guter Platz für eine Libellenlarve. In den ersten Lebenswochen wird die Larve schnell selbst zum Fischfutter. Erst ab einer gewissen Größe hat sie eine gute Chance zum Überleben. Libellenlarven sind Raubtiere und keine Pflanzenfresser, aber Angst um den Fischbestand im Aquarium muss man nicht haben. Denn wie alle Raubtiere, muss die Larve auch ihre Beute fangen und töten können. Fische die fast doppelt so groß wie die Larve sind, scheiden als Beute somit aus.

Sollte es die Larve wirklich schaffen zu schlüpfen, gibt es ein kleines Problem. Fremde Libellenarten dürfen nicht in die heimische Natur entlassen werden, da sie die Fauna verunreinigen können. Es gibt genügend Beispiele dafür, dass neu angesiedelte fremde Tierarten sich so vermehrt haben, dass dadurch einheimische Tierarten völlig verdrängt wurden - das gilt es um jeden Preis zu vermeiden! Die fremden Libellen, auch wenn sie unseren heimischen Libellenarten zum Teil sehr ähnlich sind, dürfen nicht ins freie gelangen. Die Wahrscheinlichkeit dass sich die fremden Libellen vermehren ist sehr klein, aber dennoch möglich.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Westliche Geisterlibelle (Boyeria irene) in Niedersachsen. Das nördlichste Vorkommen vor 2008 war die Schweiz. Seit dem vermehrt sich die Geisterlibelle in Niedersachsen sehr erfolgreich. Darunter leiden andere Arten. Das natürliche Gleichgewicht gerät aus den Fugen und man kann nicht abschätzen, welche Folgen das in Zukunft haben wird.

Aus diesem Grund ist eine Beseitigung der Libellenlarven im Aquarium grundsätzlich erlaubt, denn der besondere Schutz für Libellen, gilt nur für die in Deutschland heimischen Libellenarten. Bei nicht heimischen Libellenarten, ist der Schutz der Fauna vorrangig.

Sebastian S. aus Leipzig hat mir dieses Foto von einer nicht heimischen Pechlibelle geschickt, die 2015 in seinem Aquarium geschlüpft ist.
Libellenlarve im Aquarium
Zurück zum Seiteninhalt