Warum zittern Libellen mit ihren Flügeln? - Libellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Direkt zum Seiteninhalt

Warum zittern Libellen wenn es kalt ist?

An kalten Tagen sitzen Libellen häufig länger in der Vegetation, als an warmen Tagen. Je kälter es ist, desto kleiner wird ihre Fluchtdistanz. Für dieses Verhalten gibt es einen guten Grund - Libellen sind Kaltblüter.

Um zu verstehen warum Libellen sich an kalten Tagen anders verhalten, muss man den Unterschied zwischen Warm- und Kaltblütern kennen.

Warmblüter sind Lebewesen, die eine konstante Körpertemperatur unabhängig von der Umgebungstemperatur haben. Zu dieser Gruppe gehören Säugetiere und Vögel. Der Hauptvorteil dieses Mechanismus liegt in der Fähigkeit, bei einer Vielzahl von Umgebungstemperaturen aktiv zu bleiben. Dies wird durch interne Wärmeproduktionsprozesse erreicht, wie z.B. Stoffwechselaktivitäten. Es erfordert allerdings auch einen höheren Energieverbrauch, was eine regelmäßige Nahrungsaufnahme notwendig macht.

Kaltblüter oder ektotherme Tiere, wie Reptilien, Amphibien, Fische und Insekten, sie sind stark von der Außentemperatur abhängig, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Sie benötigen externe Wärmequellen, wie die Sonne, um aktiv zu werden. Der Vorteil dieses Systems liegt in einem geringeren Energiebedarf, da sie nicht ständig Wärme produzieren müssen. Dies ermöglicht es ihnen, längere Zeit ohne Nahrung auszukommen. Allerdings sind sie bei extremen Temperaturen weniger anpassungsfähig und können in kalten Umgebungen inaktiv werden.

Das bedeutet, das Libellen normalerweise nicht an kalten Tagen fliegen können - wenn die Außentemperatur zu kalt ist und sie von der Sonne nicht genug Wärme "tanken" können. Libellen können mit ihrem Stoffwechsel keine Wärme produzieren, aber sie haben einen Trick mit dem sie ihre Flugmuskulatur trotzdem aufwärmen können.
Bei allen Säugetieren und Vögeln wird die nötige Wärme im Körper, durch den Stoffwechsel bereit gestellt. Aber je kälter es wird, desto schwerer wird es für den Stoffwechsel die nötige Wärme zu erzeugen. Sinkt die Körpertemperatur weiter ab, zucken unsere Muskeln reflexartig um eine Unterkühlung zu verhindern. Jeder kennt das - wenn wir frieren, zittert unser Körper. Kühlt unser Körper weiter ab, besteht Lebensgefahr. Unter 27°C Körpertemperatur können Menschen nicht überleben, der Körper wird starr und danach setzt die Atmung aus.

Bei den Libellen ist das anders, sie überleben auch noch bei 5°C Körpertemperatur. Aber wenn eine Libelle zu kalt ist, kann sie nicht mehr fliegen. Ist sie in Gefahr, hat sie nur eine Chance - sie muss sich warmzittern um wegfliegen zu können. Genauer gesagt, muss sie ihre Flugmuskulatur aufwärmen.

Beim Warmzittern wird die Flügelmuskulatur sehr schnell bewegt. Es sieht dann von weiten so aus, als würde die Libelle mit den Flügel zittern. Im Video ist eine Herbst-Mosaikjungfer zu sehen, die sich gerade warmzittert. Wenn man genau hinschaut, sieht man wie sich der Thorax bewegt - die Flügel vibrieren mit. Wenn die Libelle mit dem Warmzittern anfängt, will sie wegfliegen. Sind die Muskeln warm genug, beendet sie das Warmzittern und bleibt für knapp eine Sekunde ganz ruhig sitzen. Anschließend fliegt sie weg.

Wenn es viel zu kalt ist und die Libelle ihre Muskeln durch das Warmzittern nicht aufwärmen kann, beendet sie manchmal den Vorgang und wartet noch ein paar Minuten um es dann erneut zu versuchen. Meistens funktioniert das aber beim ersten Versuch. Im Video hat die Libelle das Warmzittern gleich wieder abgebrochen. Ein weiterer Grund für einen Abbruch ist, dass sie eine Gefahr erkannt hat, aber kurz danach gemerkt hat, dass sie nicht in Gefahr ist. Wir haben das schon einige male erlebt, das eine Libelle an kalten Tagen unruhig wurde, wenn wir ihr zu Nahe kamen. Sie beginnt dann mit dem Warmzittern und beurteilt aber während dessen die Situation ständig neu. Das Warmzittern kostet der Libelle viel Kraft, deshalb überlegen sie sehr genau, ob sich dieser Einsatz lohnt.

Mein Tipp: Bleiben Sie sofort stehen, wenn die Libelle zittert und gehen Sie gut einen halben Meter rückwärts zurück. Warten Sie solange, bis sich die Libelle wieder beruhigt. Wenn Sie der Libelle noch eine Minute mehr geben und sich erst dann wieder langsam auf sie zu bewegen, ist die Chance deutlich höher das die Libelle sitzen bleibt. Mit der Zeit bekommt man einen Blick dafür, wann Libellen nervös werden und wie man sich am besten verhalten sollte.

Mein zweiter Tipp: Nur mit Geduld bekommt man gute Aufnahmen! - Bitte erzwingen Sie nichts, wenn es kalt ist haben es die Libellen eh schon schwer genug.

Zurück zum Seiteninhalt