Libellen nach dem Jungfernflug
Ende Juli / Anfang August 2023 hatten wir in ganz Deutschland 2 Wochen lang fast jeden Tag Regen und viel Wind - aber ganz selten mal 2 Stunden am Stück Sonnenschein. In dieser Zeit haben wir einige interessante Beobachtungen gemacht, die man sonst nur sehr selten sieht. Zum Beispiel den Jungfernflug der Großen Heidelibelle.
Anfang August sah ich auf unserer Holzbrücke eine frisch geschlüpfte Große Heidelibelle. Da es sehr windig war, hatte sie nach ihrem kurzen Jungfernflug alle Mühe, sich an der Brücke festzuhalten. Ihre Flügel flatterten im Wind, obwohl sie ihren Körper so eng wie möglich an die Holzplanken presste. So konnte ich sie natürlich nicht zurücklassen. Ich bot ihr einen Ast an, auf den sie sich sofort setzte. Im Rückwärts gehen versuchte ich, sie dicht am Körper vor dem Wind zu schützen. Mein lieber Schwan, das war eine Aktion!
Gott sei Dank sind es nur ein paar Meter bis zu unserem Hauseingang. Im Vorbau haben wir eine Säule mit einem Blumentopf oben drauf. Da habe ich dann den Zweig reingesteckt. Das Weibchen saß völlig entspannt da und ließ alles mit sich machen. Ich denke mal, das sie eh am Ende ihrer Kräfte war und sich über die Windstille freute.
Ich habe dann öfter nach ihr geschaut, sie saß ganz ruhig da und bewegte sich nicht auf dem Zweig. Das war eine gute Gelegenheit für einen Stack. Ich habe einfach mal gehofft, dass sie einen Tag bei mir bleibt und ich so Fotos machen kann, um zu sehen, ob sich die Heidelibelle in dieser Zeit ein bisschen verfärbt.
Libellen ändern ihre Farbe in den ersten 2 Wochen nach dem Schlupf. Es gibt Arten da verändert sich die Farbe in kurzer Zeit, während es bei anderen Arten länger dauert, bis man etwas sieht. Bei Heidelibellen dauert es schon länger, aber ich wollte mal sehen, ob man am ersten Tag vielleicht doch etwas sieht.
So sieht die Große Heidelibelle 2 Stunden nach dem Schlupf aus.
Die Augen habe ich direkt danach fotografiert.
Ich habe bestimmt jede Stunde einmal nach der Libelle gesehen. Vor dem Haus ging die Welt unter, immer wieder Regen, starke Windböen und wenn mal die Sonne raus kam, dann nur sehr kurz. Meine Kleine blieb ganz ruhig sitzen und das war auch das Beste, was sie tun konnte. Am nächsten Morgen war ich schon gespannt - oh schön, sie war noch da!
Gegen 10.oo Uhr habe ich die letzten Fotos gemacht - ganz ehrlich, ich sehe keinen Unterschied. Die Beine sind etwas kräftiger schwarz gefärbt, aber im Habitat wird man diesen Unterschied nicht wirklich sehen.
Große Heidelibelle - knapp 1 Tag nach dem Schlupf
Für mich war das ganz interessant, weil wann hat man schon einmal die Gelegenheit eine Libelle einen ganzen Tag lang zu beobachten?
Etwa 10 Minuten nach meinen letzten Fotos ist sie dann abgeflogen. Da kam die Sonne raus, der Wind war auch nicht mehr so stark. Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie gut Libellen die Lage abschätzen können. Die Heidelibelle hat nicht einmal Angst vor mir gehabt, obwohl ich sie so schnell und so dicht zu mir geholt habe. Auch auf dem Zweig ist sie nicht nervös rum gekrochen. Ich hatte das Gefühl, dass sie genau wusste, dass ich keine Gefahr für sie bin.