Westliche Geisterlibelle (Boyeria irene) - Libellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

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Westliche Geisterlibelle
(Boyeria irene)
Boyeria irene
Ausgefärbtes Männchen der Westlichen Geisterlibelle (Boyeria irene)
de: Westliche Geisterlibelle / en: Western Spectre / nl: --- / pl: --- / se: ---
Wissenschaftlicher Name: Boyeria irene

Unterordnung: Großlibellen / Familie: Edellibellen (Aeshnidae) / Gattung: Boyeria

gesamte Körperlänge: 63-71 mm / Flügel Spannweite: 80-93 mm

Ende Juni bis September, ab 10.oo Uhr kommen die Männchen an das Gewässer und fliegt dann bis 18.oo Uhr.

Juli und August

Hochmoor-Mosaikjungfer
Torf-Mosaikjungfer
Die älteren Männchen der Westlichen Geisterlibelle (Boyeria irene) haben dunkle Flügelspitzen und eine kontrastarme Färbung, sie patrouillieren gerne dicht über dem Wasser in halbschattigen Uferbereichen. Auch die Weibchen haben eine kontrastarme Zeichnung.

Die Westliche Geisterlibelle lebt an leicht beschatteten naturnahen Bächen und Flüssen. In Deutschland gibt es nur 2 Gewässer an denen man diese Art beobachten kann. Ein beständiges Vorkommen ist in Niedersachsen, das andere Vorkommen ist am Bodensee. Wie sich die Westliche Geisterlibelle in Niedersachsen ansiedeln konnte, ist bislang noch unklar. Für uns ist es auch ein Rätsel, warum sie sich ausgerechnet an dieser Stelle so gut entwickeln kann.
Boyeria irene
Habitat der Westlichen Geisterlibelle (Boyeria irene) in Niedersachsen.
Die Habitate in Südfrankreich sind komplett anders, als das Gewässer in Niedersachsen. Allein schon die Temperaturunterschiede sind recht groß. Das Gewässer in Frankreich war angenehm warm und auch nur 30 bis 40 cm tief. Einen Winter wie wir ihn in Norddeutschland kennen, wird es in Südfrankreich sehr wahrscheinlich nicht geben. In Niedersachsen ist der Fluss auch im Hochsommer ungewöhnlich kalt und über einen Meter tief.
Boyeria irene
Habitat der Westlichen Geisterlibelle (Boyeria irene) in Südfrankreich.
Am Bodensee ist die Westliche Geisterlibelle ein typischer Vermehrungsgast. Hin und wieder wird sie dort gesehen, die Westliche Geisterlibelle kommt aus der Schweiz zu uns. Seit 2008 wurde die Westliche Geisterlibelle in Niedersachsen zum ersten mal nachgewiesen. Dort ist das einzig bekannte Vorkommen in Norddeutschland.
Boyeria irene
Männchen der Westlichen Geisterlibelle -vielen Dank an Alfred Meinen
Die Westliche Geisterlibelle lebt in Deutschland seit einigen Jahren nur an einer Stelle - an einem Fluss in Niedersachsen. Dort scheint der Bestand ungefährdet zu sein. Einige Mitglieder der AG Libellen in Niedersachsen und Bremen beobachten diesen Bestand regelmäßig. Aus unserer Sicht, hat sich der Bestand der Westlichen Geisterlibelle bis 2020 - 2021 stetig vergrößert. Seit dem sehen wir immer weniger Geisterlibellen. Wahrscheinlich kommt die Art mit den überdurchschnittlich warmen und trockenen Sommer nicht so gut zurecht. Auch in der Schweiz gibt es wenige Vorkommen, dort wird die Art als "vom Aussterben bedroht" in der Roten Liste geführt. In Südfrankreich haben wir die Westliche Geisterlibelle öfter gesehen, dort ist sie nicht selten.

Bei den Weibchen der Westlichen Geisterlibelle gibt es eine Besonderheit, es gibt Weibchen mit langen und mit kurzen Anhängen. Auf dem Foto unten sehen Sie ein Weibchen mit langen Anhängen. Auf dem nächsten Foto ist ein Weibchen mit kurzen Anhängen abgebildet.
Boyeria irene
Westliche Geisterlibelle - Weibchen mit langen Anhängen
Die Eier überwintern und die Prolarve schlüpft im April oder im Mai. Die Larve lebt 2 Jahre im Wasser, ganz selten entwickelt sich die Larve langsamer und kann dann 3 Jahren im Wasser bleiben. In dieser Zeit erreicht die Westliche Geisterlibelle eine maximale Körperlänge von 34 bis 41 mm.

Im Juni und im Juli schlüpft die Westliche Geisterlibelle (Boyeria irene). Der Schlupf erfolgt meist dicht über dem Wasser in der ufernahen Vegetation. In Niedersachsen haben wir Exuvien an überstehenden Bäumen gefunden, ca. 1 m über dem Wasser. In einem Graben in Südfrankreich gab es nur Binsen, dort haben wir dieses Weibchen beim Schlupf entdeckt. Die Weibchen der Westlichen Geisterlibelle haben eine Besonderheit, es gibt Weibchen mit langen und mit kurzen Anhängen. Das Weibchen unten auf dem Foto hat kurze Anhänge.
Frisch geschlüpftes Weibchen mit kurzen Anhängen
In der Reifezeit (14 Tage) fliegt die Westliche Geisterlibelle oft Kilometer weit vom Schlupfgewässer entfernt in lichten Wäldern oder an Waldrändern. Junge Männchen kann man gut an ihrer blassgrünen Farbe erkennen, auch die dunklen Flügelspitzen sind noch nicht vorhanden. Das Männchen unten auf dem Foto wird etwa eine Woche alt sein, mit Sicherheit kann ich das aber nicht sagen. Bei den Männchen die nur ein bis zwei Tage alt sind, ist die dunkle Zeichnung deutlich heller und der, in diesem Fall grünliche Farbton, ist mehr hellbeige.
Boyeria irene
Junges Männchen der Westliche Geisterlibelle (Boyeria irene)
Die Westliche Geisterlibelle ist ein typischer Flugjäger. Die Männchen fliegen gerne dicht über dem Wasser an der Uferkante entlang um dort nach Weibchen zu suchen.

Das Paarungsrad bildet sich in der Luft, dann fliegen sie in die nächstgelegenen Bäume. Der Paarungsakt dauert etwa 25 Minuten. Bis in die Dämmerung können sich Paarungsräder von dieser Art bilden.

Das Weibchen legt die Eier alleine in kleinen Höhlen (Unterspülungen) am Ufer ab. Auf dem Foto (unten) sehen Sie ein Männchen der den typischen Eiablagebereich der Weibchen absucht.
Boyeria irene
Das Männchen der Westlichen Geisterlibelle (Boyeria irene) bei der Suche nach einem Weibchen.
Die Weibchen kommen nur zur Paarung und zur Eiablage an das Gewässer. Sie sind durch ihr kontrastarmes Muster sehr gut getarnt.

Das Ruhehabitat ist in den ufernahen Baumkronen. Die Männchen setzen sich auch tagsüber in die Baumkronen.

6 bis 8 Wochen

Fast alle Fotos dieser Libellenart haben wir in Frankreich gemacht, dort ist es etwas leichter die Art zu beobachten. Weibchen haben wir nur ganz selten gesehen. Die Männchen kommen in Niedersachsen ab 11.oo Uhr an das Gewässer, aber nur bei Sonnenschein. Es ist sehr hilfreich die Männchen in ihrem Flugverhalten zu beobachten und dann an Stellen zu warten, an denen die Männchen besonders intensiv patrouillieren. Dort hat man auch eine gute Chance, die Weibchen zu sehen - aber nur, wenn die Männchen nicht in der Nähe sind!
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