ACHTUNG - das ist nichts für schwache Nerven !!!
Barbara und ich haben lange überlegt, ob wir das hier zeigen sollten. Aber ich finde, der
Tod gehört zum Leben dazu - auch wenn er mal sehr brutal ist.
Die Geschichte zu diesen Aufnahmen ist schnell erzählt. Ich saß Ende August am Ufer von
einem Teich um Libellen bei der Eiablage zu filmen, da schoss etwas großes, dunkles an mir
vorbei und setzte sich 2 Meter neben mir. Erst dachte ich: "man, was für ein dicker
Brummer".
Dann bemerkte ich den grünlich, bläulichen Schimmer und ich wurde neugierig.
Zu meiner Überraschung kämpften da 2 Fluginsekten!
In der roten Ecke stand der Titelverteidiger:
die Große Pechlibelle (Ischnura elegans)
mit einer Körperlänge von 30 mm und einer Flügelspannweite von 35 mm.
Aus der blauen Ecke kam der Herausforderer:
die Gemeine Raubfliege (Tolmerus atricapillus)
mit einer Körperlänge von nur 15 mm, aber mit einem Stechrüssel.
OK, als die beiden neben mir landeten, war der Kampf eigentlich schon entschieden.
Die
Raubfliege hatte gewonnen, denn ihr Stachel steckte im Körper der Pechibelle.
Raubfliegen spritzen Gift in ihre Beute. Das Gift lähmt die Beute und löst anschließend
die Organe und das Fleisch im Körper auf. Danach saugt die Raubfliege den Protein
Shake mit ihrem Rüssel auf.
Aus der Entfernung konnte ich nur wenige schwache Bewegungen von der Pechlibelle
sehen.
Aber durch die Kamera sah ich etwas mehr - die Libelle lebte noch. Es ist
wirklich krass, wenn man die Situation später nochmal in groß auf einem Monitor sieht.
Das hat dann eine ganz andere Quallität. Denn da sieht man erst jede Bewegung, jedes
Haar - und vor allem, wie sehr sich die Libelle quält. In echt hat man das gar nicht so
wahr genommen - echt Wahnsinn!
Der Libelle konnte ich leider nicht mehr helfen, dass Gift wirkte bereits. Ganz ehrlich,
in
dem Moment habe ich die Kamera einfach laufen lassen und gehoft, das es die
Pechlibelle schnell hinter sich hat. Erst am Monitor sah ich wie lange und wie schmerz-
haft das wohl für die Libelle war. Fast 7 Minuten saßen die Beiden da, dann flog die
Raubfliege mit ihrer Beute
davon.
Bis zu dem Moment, hatte ich keine Ahnung, ob Libellen überhaupt Schmerzen wahr-
nehmen können. Aber im Film sieht es wirklich so aus, als wenn die Libelle vor Schmerzen
schreit. Natürlich weiß ich, dass Libellen nicht schreien können, denn es strömt ja keine
Luft
durch ihr
Maul. Bei Libellen ist das Maul nur eine Öffnung zum Fressen. Zum Atmen
saugen
sie die Luft durch ihre Stigmen an. Das aber nur mal so am Rande.
Nachdem ich den Film gesehen habe, wollte ich natürlich wissen ob Libellen ein Schmerz-
empfinden haben. Bei Science.org wurde 2019 eine wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht,
da ging es um chronisches Schmerzempfinden bei Insekten. Was lange Zeit keiner für
möglich hielt, wurde nun belegt. 2003 haben Forscher schon nachgewiesen, dass Insekten
eine Art Schmerzempfinden haben - nicht so wie bei uns Menschen, aber sie spüren
halt auch Schmerzen. 2019 haben sie dann nachgewiesen, dass Insekten auch chronische
Schmerzen spüren können. Also Schmerzen die sie einmal von einer Verletzungen her
gespürt
haben, aber wo die Verletzung längst geheilt ist. Die Kernaussage ist: Insekten
haben sogar ein Schmerzgedächtnis.
Wer es ganz genau nachlesen möchte, findet alles HIER.
So das ist die Vorgeschichte, kommen wir nun zum Bild des Monats.
Also nochmal, dieses Bild / Film ist nichts für schwache Nerven !
Ich zeige das hier nur für die, die es wirklich sehen wollen. Es ist halt Natur - fressen
und gefressen werden. Es hätte auch anders rum sein können, dann hätte eine
Libelle die Raubfliege bei lebendigen Leib gefressen. In diesem Fall, hatte die Raubfliege
wahrscheinlich
einen guten Moment erwischt. Und natürlich ist die Saison der Pechlibellen
Ende August eh fast zuende. Die letzten Pechlibellen sind halt nicht mehr so fit, dass sie
es
mit
so einem starken Gegner aufnehmen könnten.
Unten ist ein Bild aus dem Film zu sehen.
Darunter gibt es ein Link zu einem 30 Sekunden Ausschnitt -
für alle, die
noch mehr sehen wollen.
Gemeine Raubfliege (Tolmerus atricapillus) vs Große Pechlibelle (Ischnura elegans)
Hier geht es zum 30 Sekunden-Film !